Mittwoch, 10. Mai 2017



Für den nächsten Tag haben wir uns die heißen Schwefel-Quellen von Garm Chashma vorgenommen, allerdings nicht, bevor wir die Vorderachse vom Bussle abgeschmiert haben. Dazu hatten wir in Duschanbe keine Möglichkeit, weil dort keine Fettpresse zur Verfügung stand. Said, der Besitzer der Pamir Lodge führte uns zu einer Werkstatt, allerdings erfolglos. Der Werkstattbesitzer hielt zwar sogar auf der Straße einen Kipplaster an (hier führt jeder Lkw eine Fettpresse mit), allerdings passte der Anschluss nicht. Bei der nächsten Werkstatt waren wir dann erfolgreich und die Tour in den Wakhan-Korridor konnte beginnen.

 

Nach dem heißen Erholungsbad fuhren wir noch ein Stück bis Kuh-I Lal, um uns dort nach einem Übernachtungsplatz umzusehen. Bei einer stillgelegten Werkstatt fragten wir einen vorbeikommenden Hirten mit seiner Schafherde, ob es hier wohl möglich sei, zu stehen.
Die Frage wurde verneint, vielmehr wurden wir sofort eingeladen, in seinem Dorf neben seinem Haus zu stehen. Er stieg ein, seine Familie hatte die Schafe alleine nach Hause zu bringen.
Den Abend verbrachten wir privat im Pamir-Haus seines Bruders mit vielen Verwandten, Kindern und Freunden. So ein Erlebnis kann man in keinem Reisebüro buchen.

 
Von dort wurden wir schon informiert, das jenseits des Flusses Panj im afghanischen Teil der Stadt Ishkoshim, die wir als nächstes passierten, wohl Kämpfe und Schießereien der Taliban ausgebrochen seien. Allerdings berühre das in keinster Weise den Tadschikischen Teil der Stadt. So war es auch. Eindrucksvoll sahen wir schon kurz nach unserer Abfahrt in Kuh-I Lal einen amerikanischen Hubschrauberverband den Panj hinauf fliegen. Bei Erreichen von Ishkoshim flog eine Staffel russischer MIG auf afghanischem Gebiet in Baumwipfelhöhe keine 100m von uns entfernt vorbei und feuerte eine Salve Ablenkkörper ab, vermutlich um etwaige angreifende Raketen der Taliban zu irritieren. Selbst von der sicheren tadschikischen Seite aus war es uns schon etwas mulmig, aber von den einheimischen hat sich nicht mal jemand umgedreht.

 
Dieses Ereignis war für uns Anlass genug, nicht am Flussufer zu übernachten, sondern etwas weiter von der Grenze entfernt nach einem Stellplatz für die Nacht zu suchen. Diesen fanden wir auch recht schnell auf dem Parkplatz vor den heißen Quellen von Bibi Fatima. Am Abend nach einem relaxten Bad bekamen wir noch Gesellschaft von Lauretta und Jasper mit ihrem Toyota aus den Niederlanden. Da die beiden viel mehr Zeit haben und unter anderem noch in die Mongolei wollen, verabschiedeten wir uns am Morgen und machten uns auf den Weg nach Langar, wo sich Wakhan und Pamir zum Panj vereinen. 

 

Die frühe Ankunft in Langar gab uns die Möglichkeit, das Bussle noch einmal gründlich durch zu checken, um es mit der Überquerung des 4300 m hohen Khargush-Passes am nächsten Tag aufnehmen zu können. Hierfür war die Einstellung der Vergaser an die dünne Luft und ein neuer Luftfilter nötig, da sich auf 3500m schon ein Leistungsverlust bemerkbar machte. Mit der dennoch problemlosen Überquerung der Passhöhe erreichten wir unser eigentliches Reiseziel, die Pamir Hochebene oder auch das „Dach der Welt“ genannt.



Wir haben es geschafft!  


  
Vor lauter Freude haben wir uns gleichmal festgefahren, konnten uns aber mit Wagenheber und ein paar Steinen aus eigener Kraft befreien. Leider kamen wir nur ca. 5 Meter weit, bevor wir erneut ins Eis einbrachen und wieder feststeckten. Glücklicherweise kamen just in diesem Moment 2 Fahrzeuge mit russischer Besatzung vorbei, sodass wir uns nicht selbst bemühen mussten und uns kurzerhand herausziehen ließen.  Dies waren übrigens die 2 einzigen Fahrzeuge die wir auf der gesamten Strecke zu Gesicht bekamen.


Nach kurzer Fahrt erreichten wir den legendären Pamir Highway. Bevor wir uns in Alichur ein nettes Plätzchen zum Übernachten suchten, machten wir noch einen kurzen Abstecher nach Bulunkul, dem mit -63°C kältesten Ort in Zentralasien.


Der Besitzer unserer Unterkunft in Alichur bietet unter anderem auch Jagdtouren an und hat sich für die schwierigen Bedingungen im Winter ein spezielles Vehikel gebaut.

Auf dem Pamir Highway von Alichur nach Murghab boten sich uns atemberaubende Bergpanorama mit den bis zu 7000 Meter hohen Gipfeln. Vor der Abfahrt am nächsten Morgen in Murghab konnten wir noch bei wolkenlosem Himmel einen Blick auf den Chinesischen Kongur Shan werfen, der mit 7719 Metern höchste Berg Zentralasiens. 
   


Am Nachmittag stand nun die höchste Passüberquerung unserer Reise an. Der Ak-Baytal Pass ist mit 4655 Metern einer der höchsten befahrbaren Pässe der Welt. Auch diesen meisterte das Bussle ohne Probleme. Und so setzten wir unsere Fahrt immer entlang der Chinesischen Grenze bis nach Karakul am gleichnamigen See fort. 


Mit dem dritten und letzten Pass in Tadschikistan, dem Kyzyl-Art-Pass mit 4336 m, überquerten wir auch gleich die Grenze nach Kirgisistan. Der gut 20 km lange Abschnitt durch das Niemandsland zwischen den beiden Grenzposten stellte sich als der wohl Schlechteste der ganzen Reise heraus. Durch die einem Offroad-Parcours ähnelnde Piste kam ein Antriebswellengelenk zu Schaden. Da wir eine komplette Antriebswelle als Ersatz dabei hatten, ließ sich der Schaden aber schnell beheben. Die freundlichen Kirgisischen Grenzbeamten erkannten die Situation und stellten uns eine Grube zur Verfügung.




Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz in Sary-Tash fanden wir durch Zufall eine kleine Pension direkt am Ortsrand. Die Aussicht auf das zurückliegende Pamir Gebirge war absolut fantastisch und wohl die Beste der Reise bisher. 


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